Planeteers - Ingenieure für den Planeten

Das Start-up Planeteers will eine Technik auf den Markt bringen, die gerade im Labor getestet wird. Sie zielt darauf ab, große Mengen von CO2 mithilfe von Kalkstein zu neutralisieren und als Hydrogencarbonat – einem in natürlichem Mineralwasser enthaltenen Stoff – dauerhaft im Meer zu speichern. Erste Pilotpartner sind gefunden.

In der Natur ist der Prozess der Kalksteinverwitterung alltäglich, stark vereinfacht geht er so: Regen verbindet sich in der Atmosphäre mit CO2 und wird zu Kohlensäure, die, trifft sie auf Kalkstein, neutralisiert und letztlich als Bicarbonat über die Flüsse ins Meer geschwemmt wird. „Diesen Prozess“, sagt Dr. Frank Rattey, „wollen wir nutzen. Nur dass er bei uns nicht Tausende von Jahren dauert wie in der Natur, sondern ein paar Minuten.“

Rattey, ehemals Unternehmensberater und Manager bei Airbus, ist einer der vier Gründer und Geschäftsführer von Planeteers – die gerade ihre neue Werkstatt in Eimsbüttel bezogen haben. Ein anderer ist Prof. Dr. Jens Hartmann, Leiter der Arbeitsgruppe Aquatische Geochemie am Institut für Geologie der Universität Hamburg, der seit Langem daran forscht, wie CO2 der Atmosphäre entzogen und ökologisch verträglich im Meer gespeichert werden kann. Weitere Gründer und Geschäftsführer sind der Start-up-erfahrene Geochemiker Florian Brinkmann sowie der Ingenieur und Unternehmer Florian Birner.

Das Quartett, das sich erst im vergangenen Jahr kennengelernt hat und im Dezember Planeteers gründete, eint der Wille, ihre Kompetenzen für die Bekämpfung des Klimawandels einzusetzen – in einem möglichst selbstbestimmten Umfeld. „Wir wollen die Forschung in die Umsetzung bringen“, sagt Hartmann. Wie das gehen kann, ist an einem Laborreaktor der Universität Hamburg zu sehen, der unter Verwendung von Wasser und gemahlenem Kalkstein CO2 bindet und alkalines Wasser erzeugt.

Einen ähnlichen, nur 20-fach größeren Reaktor, der problemlos in einen Container passt, baut das Start-up gerade auf. „Unsere Lösung ist eine modulare, skalierbare Reaktor-Einheit, die weltweit eingesetzt werden kann“, meint Birner. Zunächst aber wird die Technologie mit der Verbrennung von Biogas an der Kläranlage in Hetlingen und Klärschlammverbrennungsanlage in Wuppertal erprobt, weitere Kläranlagen haben bereits Interesse bekundet. Die Wirksamkeit der Technologie wird wissenschaftlich begleitet und dokumentiert, auch eine Patentanmeldung steht bevor.

Den Bau des ersten Reaktors finanziert das Start-up aus der Förderung. Über ihre Tochtergesellschaft, die IFB Innovationsstarter GmbH, unterstützt die IFB Hamburg die Gründer mit rund 150.000 € im Rahmen von InnoRampUp. Das Programm fördert innovative Start-ups, die eine realistische Chance auf wirtschaftlichen Erfolg haben und zugleich den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen verpflichtet sind. Übernommen werden auch alle Ausgaben, die im Zusammenhang mit der Gründung entstehen. „Das ist natürlich sehr hilfreich“, sagt Brinkmann. „Auch die Diskussion mit der IFB Hamburg über unser Geschäftsmodell sowie die Netzwerkstreffen haben einen hohen Nutzen.“

Darüber hinaus unterstützen auch Business Angels und ein Industriepartner die Planeteers. Die vier Gründer sind davon überzeugt, dass ihre Technologie auch für viele Industrieunternehmen oder Kraftwerke von Interesse ist. „Der Handel mit Emissionszertifikaten wird immer wichtiger und wir verhindern, dass CO2 entsteht.“ Sie verweisen noch auf einen weiteren Vorteil: „Während die meisten Methoden zur Speicherung von CO2 das Gas in räumlich gebundene Gesteinsformationen verpressen, ist unsere Technologie ortsunabhängig. Wir brauchen nur einen Wasserzugang.“

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