Nachhaltige Retouren

Im Online-Handel wird etwa jedes vierte Paket zurückgeschickt, die Retouren sind verbunden mit hohen Kosten für Unternehmen und Umwelt. Wie dies nachhaltiger und effizienter gehen kann, zeigt eine Lösung des Start-ups „Toern“ für die Modebranche. Gefördert mit dem InnoFounder-Programm der IFB Innovationsstarter GmbH wurde es kürzlich mit dem Gründungspreis des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz ausgezeichnet.

 
Ob der Schuh wohl passt und dieses Kleid in dem dezenten Blau? Besser gleich mehrere Größen bestellen und unterschiedliche Farben. Sicher ist sicher, kostet ja nichts. Schließlich verlangen die wenigsten Händler eine Gebühr für die Rücksendung. Alleine im Fashion Online-Handel entstehen so jährlich 440 Millionen Retourenpakete, die mehr als 660.000 Tonnen an CO2-Emissionen erzeugen.

Das muss kostengünstiger und umweltgerechter organisierbar sein, so der Ansatz des Start-ups Toern. Die Idee der Gründer*innen Alena Schneck und Jonas Zeuner ist so einfach wie überzeugend: Die von ihnen entwickelte Software vermeidet den Umweg über ein Logistikcenter, indem sie alte mit neuen Kaufinteressent*innen verbindet. Die Retourartikel werden digital erfasst und im Onlineshop als „re-toern“-Artikel eingestellt, zu einem günstigeren Preis. Finden sich neue Käufer*innen, erhalten die ursprünglichen Kund*innen ein digitales, verschlüsseltes Versandlabel. So können sie den betreffenden Artikel statt an das Logistikcenter des Onlineshops, direkt an die neuen Kaufinteressent*innen schicken.

„98 Prozent aller Retourware ist einwandfrei“, weiß Alena Schneck. Während die 30-Jährige für die Bereiche Marketing, Vertrieb und Finanzen zuständig ist, verantwortet der Informatiker Jonas Zeuner die Entwicklung der Software. Beide bringen umfangreiche Erfahrungen im E-Commerce in der Mode mit. „Wir wollen einen Mehrwert für die Unternehmen und die Gesellschaft schaffen. Das ist unsere Motivation“, sagt Alena Schneck.

Seit Anfang 2023 ist Toern am Markt, die ersten Kund*innen sind gefunden. Die Startphase förderte die Hamburgische Investitions- und Förderbank über ihre Tochtergesellschaft, IFB Innovationsstarter GmbH, im Programm InnoFounder. Es unterstützt innovative und nachhaltigkeitsorientierte Start-ups in der Gründungsperiode mit einem Betrag von maximal 75.000 Euro für einen Zeitraum von bis zu 18 Monaten. „Für uns bedeutet die Förderung extrem viel“, betont Alena Schneck. „Wir können uns Vollzeit auf die Weiterentwicklung unseres Unternehmens konzentrieren. Dafür sind wir sehr dankbar.“

Die allermeisten Retouren bestehen aus Kleidern, Shirts, Hosen oder Schuhen. Doch nicht die komplette Ware eignet sich für die Einordnung als re-toern-Artikel. Als Faustregel gilt der Grundsatz: Je näher das Produkt am Körper ist, desto heikler ist das Weiterverschicken. Je weiter weg vom Körper, desto unproblematischer. Die Bilderkennung spielt bei der Bewertung der Qualität der Retouren eine wichtige Rolle. Toern arbeitet hier mit der Technischen Universität Hamburg zusammen. Mit Methoden der künstlichen Intelligenz soll die Bilderkennung trainiert und optimiert werden. Eine Doktorandin der Universität begleitet das Projekt wissenschaftlich; sie forscht zum Thema Konsumentenverhalten im Bereich Retourenmanagement.

Toern konzentriert sich mit ihrer Lösung zunächst auf die Modebranche, weil hier die Retourenquote am höchsten ist. „Das heißt aber nicht“, meint Alena Schneck, „dass unsere Software in Zukunft nicht auch für andere Produktgruppen eingesetzt werden könnte.“ 

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Bild Credits:

  • Toern
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