Ein Stück Natur auf dem Dach

Für den Bauverein Reiherstieg war es eine Premiere. Für ihr Bauprojekt am Reeseberg 115 in Harburg hat die Wohnungsbaugenossenschaft, die im kommenden Jahr ihr 125-jähriges Bestehen feiert, erstmals eine Dachbegrünung verwirklicht – mit Förderung durch die IFB Hamburg.

Dass die drei rautenförmigen Gebäude am Reeseberg, genannt die „Drei Schwestern“, als Hamburger Bauwerk des Jahres 2023 ausgezeichnet wurden, verwundert nicht. Die Fassaden aus gekantetem Aluminiumblech sind außergewöhnlich. Geschützte Loggien zur Straße und die vorgehängten Balkone in die Höfe hinein reagieren auf Himmelsrichtungen und Nachbarschaften. Eine Wärmepumpe versorgt den gesamten Komplex, bestehend aus 37 Wohnungen und einer Kindertagesstätte, mit Heizungsenergie. „Das ist schon ein aufwendig gestaltetes, hochwertiges Objekt“, schwärmt Thorsten Schulz, Vorstand des Bauvereins Reiherstieg.

Thorsten Schulz, Vorstand des Bauvereins Reiherstieg

Zu den Besonderheiten zählt auch die Dachkonstruktion. Erstmals in ihrer Geschichte hat die 1901 gegründete Wohnungsbaugenossenschaft, die 1.613 Wohnungen vorwiegend in Wilhelmsburg, aber auch in Harburg, Allermöhe und Hausbruch-Neugraben in ihrem Bestand hat, bei einem Neubau ein Gründach realisiert. „Wir hätten das Dach auch mit Kieseln oder Platten belegen können“, meint Schulz. „Aber dieses Projekt hat ein Gründach verdient.“ Und das nicht nur aus ökologischen Gründen. „Bei der Kostenermittlung haben wir sehr schnell festgestellt, dass sich der Aufwand durch die Förderung rechnet.“

Mit bis zu 100.000 Euro pro Gebäude unterstützt die IFB Hamburg die Dach- und auch die Fassadenbegrünung bei Wohn- und Gewerbegebäuden, sowohl im Neubau als auch im Bestand. Voraussetzung für die Unterstützung durch die Hamburger Gründachförderung ist eine Größe von mindestens 20 Quadratmetern, die Dachneigung darf nicht mehr als 30 Grad betragen. Bis zu 60 Prozent der Herstellungskosten werden als Zuschuss bezahlt.

So entstehen nicht nur neue Lebensräume für Tiere und, sofern die Dächer zugänglich sind, auch für Menschen. Die Dächer verbessern außerdem das Mikroklima, sorgen für Verdunstungskühlung, filtern Schadstoffe aus der Luft und reduzieren den Oberflächenabfluss des Regenwassers. Diese Rückhaltefunktion trägt auch zur Senkung der Niederschlagswassergebühr bei, für begrünte Dächer ist diese Gebühr in Hamburg zudem um 50 Prozent reduziert.

Rund 60.000 Euro haben die Gründächer für die „Drei Schwestern“ am Reeseberg 115 gekostet. Knapp 30 Prozent der Kosten wurden durch die Förderung abgedeckt. Eine 557 Quadratmeter große Vegetationsfläche ist so entstanden, auf einer Substratdicke von 14 Zentimetern, auf der robuste, niedrige Pflanzen wachsen, die sich weitgehend selbst erhalten. Nur einmal im Jahr muss das Dach gepflegt werden. „Das hat sich bestens entwickelt“, sagt Thorsten Schulz, der seit 31 Jahren im Bauverein Reiherstieg aktiv ist.

Schulz ist noch auf eine weitere Auszeichnung stolz: auf den Sonderpreis für bezahlbares Bauen vom Bundesverband Freier Immobilien und Wohnungsunternehmen (B!WRD), kürzlich überreicht von Bundesbauministerin Klara Geywitz. 13 der 37 Wohnungen sind öffentlich gefördert und wurden für eine Miete von 6,70 Euro pro Quadratmeter angeboten. Die frei finanzierten Wohnungen kamen für 10,50 Euro auf den Markt. Schulz: „Für den Neubau in Hamburg in dieser Qualität sind das Spitzenpreise.“

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Bild Credits:

  • Stephanie Brinkkoetter
  • Maren Janning
  • Petersen-Projekte / Architektur und Baudenkmalpflege
  • HSVA
  • IFB Hamburg / Steven Haberland