Mehrwert für Zellforschung und Versuchstiere
Das Start-up mo:re will die Forschung an menschlichen Zellen revolutionieren und Tierversuche überflüssig machen. Das von ihnen entwickelte Mikrolabor automatisiert und standardisiert die Zellherstellung. Gefördert mit dem InnoRampUp-Programm der IFB Innovationsstarter GmbH, kommt das Produkt im ersten Quartal 2024 auf den Markt.
Die Laborplatte, die Lukas Gaats beim Gewinn des GründerGeist-Wettbewerbes der Wirtschaftsjuroren der Hamburger Handelskammer demonstrativ in der Hand hält, ist etwa 8 x 10 Zentimeter klein. Auf ihr, erläutert der mo:re-Gründer, könnten 400 Mini-Organe gezüchtet werden. „Mini-Organe können jedes einzelne Organ simulieren. Damit können wir alle Tests machen, die wir jetzt auch an Tieren durchführen.“
Bisher werden Zellkulturen für die medizinische und pharmazeutische Forschung in einer Nährstofflösung in einem Glasgefäß angelegt. Das Verfahren ist seit knapp 100 Jahren unverändert. Das Start-up hat nun eine Technik entwickelt, die diesen Prozess automatisiert und beschleunigt, ihn modular und reproduzierbar macht, daher auch der Unternehmensname: mo:re.
Als Student der Biomedizin an der TU Hamburg brachte Gaats die Idee von einem Auslandssemester an der Universität in Brisbane mit, wo Wissenschaftler*innen bereits mit der Methode experimentierten. Während seines MBA-Studiums am Northern Institute of Technology Management in Harburg lernte er seinen Mitgründer David Hackenberger kennen, mit der Zeit kam Mauro Peixe dazu. Jedes Teammitglied bringt unterschiedliche Kompetenzen mit.
Etwa die Größe eines Druckers hat das von mo:re entwickelte Mikrolabor, von dem das Team überzeugt ist, das es die Laborarbeit weltweit vereinfachen kann. Erste Gespräche mit potenziellen Kund*innen – Forschungseinrichtungen oder Vertragslabore, die im Auftrag der Unternehmen Tierstudien für die Medikamentenentwicklung durchführen, vor allem an Mäusen – verliefen positiv. Das Team sicherte sich das EXIST-Gründerstipendium des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz, seit kurzem wird es auch mit dem Programm InnoRampUp gefördert.
Mit diesem Instrument unterstützt die Hamburgische Investitions- und Förderbank über ihre Tochtergesellschaft, IFB Innovationsstarter GmbH, innovative und technologiebasierte Geschäftsmodelle aller Branchen mit Zuschüssen von bis zu 150.000 Euro in der Startphase, sofern diese eine realistische Chance auf wirtschaftlichen Erfolg haben. Die Förderung sei essentiell, meint Gaats. „Wir tragen uns nicht selbst, wir sind auf externe Kapitalgeber angewiesen.“ Aber es gehe nicht nur ums Geld, mit der Vereinbarung von Zwischenzielen und dem regelmäßigen Austausch sei die Kooperation auch im Tagesgeschäft sehr unterstützend.
Anfang 2024 soll das Mikrolabor auf den Markt kommen, zu dem auch eine Softwareplattform gehört. Mo:re hat den internationalen Markt im Blick, es wird Englisch gesprochen, eine promovierte Biologin aus Spanien verstärkt inzwischen das Quintett. Die Gewinnung neuer Kund*innen und die Etablierung des Produkts sind die nächsten Ziele. „Wir wollen potenzielle Kund*innen davon überzeugen, dass unser Produkt in mehrfacher Hinsicht einen Mehrwert bietet“, meint Lukas Gaats. „Wir können ihnen konkret vorrechnen, wie viel Geld sie sparen und wie viele Tiere nicht mehr sterben müssen. Das ist eine Rechnung, die wir mit ganz vielen Daten belegen können.“